Die Zukunft des Kulturmanagements

UdS | Sommersemester 2016

 

Philosophische Fakultät

Gemeinsame Einrichtung: Bachelor-Optionalbereich

 

Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig

CEO | Generaldirektor des Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Präsident ERIH – European Route of Industrial Heritage

Meinrad.Grewenig@I-Kultur.net | www.I-Kultur.net

 

Pop: Stil oder Gesellschaftskonzept? - Pop als Kulturmanagement oder Chancen und Potenziale für die Entwicklung der Kultur der Gegenwart

 

 

Semester: 1. April 2016 – 12. Februar 2016

Lehrveranstaltungen: 18. April 2016 – 29. Juli 2016

Vorbesprechung: Mo. 25. April 2016| 16 Uhr c.t.

Schulferien: 18. Juli 2016 - 27. August 2016 (Sommerferien)

Lehrveranstaltung: Gebäude B3 1 - HÖRSAAL III (0.12) und im Weltkulturerbe Völklinger Hütte

 

 

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Der Begriff „Pop“ markiert den umfassendsten und tiefsten Veränderungsprozess der Zivilisation der Moderne. Die Pop-Kultur hat unsere Gesellschaft und unser Leben seit der Mitte des 20. Jahrhunderts vollständig verändert. Die Stars der Pop-Kultur sind die Helden unserer Zeit. Die Popmusik bestimmt den Rhythmus und das Tempo unserer Zeit. Pop ist das Lebensgefühl unserer Zivilisation. Mit dem Pop wandelt sich das Selbstverständnis der Menschen und die Welt, in der sie leben, vollständig. Die permanente globale mediale Vernetzung und Kommunikation sind ebenso Ausfluss dieser Pop-Revolution wie die Bestimmung des Einzelnen in seiner individuellen Existenz.

Signet dieser Pop-Revolution ist die Musik, deren Rhythmus die neue Zeit trägt und die Menschen bestimmt. Dieser Rhythmus ist nicht mehr der Rhythmus der Biologie, der Gezeiten, der Jahreszeiten oder der Wechsel zwischen Tag und Nacht, es ist der Beat, der Rock ‘n‘ Roll, der Hip-Hop und der Techno Sound. Sie haben sich zusammen mit ihren melodiösen Klangwelten, unter Zuhilfenahme elektrischer Verstärkung, an die Stelle der natürlichen Rhythmen der Welt gesetzt und sogar den Maschinenrhythmus des Industriezeitalters überlagert. Diese Pop-Kultur wird von der Jugend, als Träger eines neuen Gefühls zur Welt, in Anschlag gebracht gegen ihre Eltern. Das befreit und beflügelt die junge Generation. Von den Älteren als „Negermusik“ abgetan, ist der Rhythmus des Popzeitalters Träger dieser neuen Lebensauffassung. Es entsteht ein neuer Starkult, der Heroen und Vorbilder für die junge Generation hervorbringt und neue Werte und ein neues Konsumdenken einleitet. Das Popzeitalter leitet eine umfassende Hinwendung zum englischsprachigen Kulturraum und zu den USA ein.

Die Pop-Kultur bestimmt auch den Umgang mit Kultur im Allgemeinen. Spätestens seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts steht nicht nur alleine die Objektorientierung der Kultur im Fokus, sondern auch deren Nutzer, die Besucherinnen und der Besucher. Das Kulturmanagement als Steuerungsinstrumentarium, wie kommt Kultur unter den gegebenen ökonomischen Bedingungen optimal zu den Nutzern, entsteht als neue Instanz der Kultursteuerung. Das Internet als Bewertungsplattform für Kultur eröffnet völlig neue Dimensionen der Nutzerbeteiligung an Kultur. Jüngstes Beispiel ist Amazon, das Unternehmen eröffnete Ende 2015 in Seattle, USA, die erste Buchhandlung deren Sortimentsauswahl nicht von einem guten Buchhändler bestimmt wird, sondern streng an den Nutzerinteressen einer globalen Internetgemeinschaft orientiert ist.

Gegenwärtig wird das Kulturpublikum immer älter. Jüngere Menschen interessieren sich zunehmend weniger für die klassischen Hochkultur-Einrichtungen und ihre Inhalte. Der Kulturbegriff, der Kreis der Kulturnutzer und der Stellenwert der Kultur in der Gesellschaft sind gegenwärtig einem massiven und tiefgreifenden Wandel unterworfen. Kultur nach üblichem Verständnis meint die Hochkultur, zu der die Gedächtniskulturen der Museen, der Bibliotheken und der Archive sowie die inszenatorischen Kulturen des Theaters, der Oper, des Schauspiels, der Konzerte und der Festivals gehören, aber auch Bücher und Filme. Die Grenzen dieser Kulturgattungen, deren Konturierung im Laufe der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts erfolgte, sind inzwischen fließend. Für die Kulturmacher ist Grenzüberschreitung das Signet der Stunde.

Mit der Nintendo-Generation, den heute unter 40-Jährigen, nutzt und bewegt in der westlichen Welt die erste Generation Kultur, für die der Umgang mit PC, Internet und Handy selbstverständlich ist. Diese Medien und Geräte sind, als signifikanter Teil dieser Generation, in die Schule, den Beruf und den privaten Alltag integriert. Diese Generation wurde seit den 80er Jahren dank Nintendos Game-Boy- und Spiele-Konsolen bereits von Kindesalter durchgehend mit Informations- und Kommunikationstechnologie konfrontiert.

 

Kultur 4.0 ist die Kultur der Zukunft. Sie ist gekennzeichnet durch eine bisher nicht gekannte strategische, technologische und künstlerische Integration aller Kulturfacetten. Das Setting der Hochkultur ist aufgelöst, das Themendesign des Third Place der Kultur, die Grenzüberschreitungen und die Emotionalisierung werden Steuerungsthemen des Kulturmanagements, das sich zielgruppenartig orientiert. Kultur in vielfältiger Ausprägung wird zum zentralen Kern der Gesellschaft der Zukunft. Die Kulturmanager/innen sind die zentrale Berufsgruppe in diesem Konzept einer nachhaltigen

Kulturentwicklung. Diese Kultur 4.0 ist Themendesign in Integration des Kulturmanagements.

Die Lehrveranstaltung untersucht inwieweit die Entstehung der Pop-Kultur das Verständnis von Kultur, ihrer Nutzung, ihren Chancen und ihrer Positionierung in der Gesellschaft verändert hat. Ist die Pop-Kultur nur Stil oder ein Gesellschaftskonzept? Es werden die Berührungspunkte der Kultur und der jungen Nintendo Generation sowie das Themenpotenzial der Kultur 4.0 in Hinblick auf die Erschließung für das Kulturmanagement thematisiert. Ein weiterer Themenschwerpunkt der Lehrveranstaltung ist die Industriekultur, Kulturphänomen des ausgehenden 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts, als integrale Kulturplattform des 21. Jahrhunderts. Es wird auch die Frage nach den kulturellen Mobilisierungskernen für die Nintendo Generation und die mögliche Rettung dieser Generation für die „klassische Kultur“ gestellt. Es werden Überlegungen angestellt, inwieweit im Rahmen eines modifizierten Kulturmanagements der Kulturbegriff neu konturiert und wie Kultur optimal und als Potenz und Ressource für die Zukunft entwickelt werden kann. Ein Teil der Lehrveranstaltung findet im Weltkulturerbe Völklinger Hütte statt.

 

 

Literaturempfehlung: Meinrad Maria Grewenig (Hg.), Generation Pop! ...hear me, feel me, love me!, Heidelberg 2014,  ISBN 978-3884234501

 

 

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